Corona-Pandemie erhöht Gefahr von Sportunfällen bei Kindern
„Denn Kinder, die sich nicht regelmäßig bewegen, zum Beispiel, indem sie draußen mit anderen spielen, verhalten sich ungeschickter und weniger geschmeidig, sind dadurch unfallanfälliger und verletzen sich schwerer, wenn sie mal stürzen“, sagt Prof. Stefanie Märzheuser, Direktorin der Klinik und Poliklinik für Kinderchirurgie der Universitätsmedizin Rostock und Präsidentin der Bundesarbeitsgemeinschaft Mehr Sicherheit für Kinder e.V. (BAG).
Der Alltag in den letzten beiden Jahren war aufgrund der Pandemiesituation oft geprägt von Lockdowns und Kontaktbeschränkungen. Gerade Kinder und Jugendliche hatten darunter zu leiden. Schul- und Kitaschließungen, Heimunterricht, Isolation – viele Kinder kannten ihre Klassenkameraden nur noch aus zahlreichen Videokonferenzen. Es entfiel nicht nur der Sportunterricht, sondern vor allem auch das tägliche Austoben im Freien, im Grunde alle Bewegungsmöglichkeiten, die sowohl psychisch als auch physisch so notwendig sind für ein gesundes Heranwachsen.
„Wer sich viel bewegt, gerät nicht nur schwerer ins Straucheln, sondern fängt sich auch ganz anders ab, wenn es doch einmal passiert. Und das gilt nicht nur für Kinder. Man kennt das auch von älteren Menschen, die noch Sport treiben und sich eine gewisse Grundgelenkigkeit erhalten haben“, führt Märzheuser aus.
Die BAG berichtet für 2019 – gestützt auf Daten des Statistischen Bundesamtes und des Robert-Koch-Institutes, bezogen auf Kinder und Jugendliche unter 15 Jahren – von 153 tödlichen Unfällen, mehr als 194.000 verletzten Kindern mit Krankenhausaufenthalt und insgesamt fast 1,9 Millionen ärztlich behandelten Kindern und Jugendlichen. Ursachen für Krankenhausaufenthalte sind vor allem offene Wunden, Schädel-Hirn-Verletzungen und Knochenbrüche. Aktuell hat die „Stiftung Sicherheit im Sport“ nach einer Umfrage etwa eine Million Kinder ermittelt, die von April 2021 bis April 2022 speziell bei Sport und Bewegung so schwer verletzt worden sind, dass sie ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen mussten.
Prof. Dr. Udo Rolle, Präsident der DGKCH, fordert: „Gerade aus den letztgenannten Zahlen müssen wir dringend die Konsequenz ziehen, in künftigen Pandemiesituationen das bisherige Management einer kritischen Prüfung zu unterziehen. Lockdowns und Kontaktbeschränkungen lassen sich natürlich auch für Kinder und Jugendliche nie ganz ausschließen. Wir sollten sie aber immer als Ultima Ratio begreifen, also nur dann einsetzen, wenn alle anderen Stricke reißen. Kinder brauchen Bewegung, vielleicht in Pandemiezeiten noch mehr als sonst.“
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Kinderchirurgie e.V.
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